Wildcard-Trainer Vincent "vinS" Jozefiak ist einer der seltenen Trainer, die nie professionell gespielt haben, sich aber rein durch ihre Trainerfähigkeiten einen Namen gemacht haben. Sein Einfluss auf Wildcard war bemerkenswert und half dabei, das Team auf ein neues Niveau zu heben. In einem Interview mit Bo3.gg sprach vinS über seinen Übergang zu einem internationalen Kader, den Ansatz des Teams zur Anpassung ihres Mappools und wie eine strukturierte Führung der Schlüssel zu ihrem Erfolg war. Er teilte auch Einblicke in die Stärken von Wildcard, die Herausforderungen bei der Entwicklung von Starspielern und seine Philosophie über modernes Coaching.

Ist jeder bereit für das Turnier?

Ja, alle sind bereit. Wir haben eine Woche lang hart trainiert, unsere Fehler und schwachen Karten behoben. Wir sind vorbereitet.

Welche Art von Vorbereitungen habt ihr getroffen? Was war eure oberste Priorität vor dem Turnier?

Es war klar, dass wir auf einigen Karten Probleme hatten, besonders auf Anubis, wo wir 0-13 gegen Liquid verloren haben. Wir haben uns darauf konzentriert, diese zu verbessern, während wir auch andere Karten trainierten, um unseren Pool zu stärken. Dies könnte das erste Turnier sein, bei dem wir uns auf allen sechs Karten wohlfühlen. Wir werden sehen, wie es läuft.

Bezüglich eures Mappools, bevor Train eingeführt wurde, war eure Permaban Mirage. Jetzt scheinen sowohl Mirage als auch Train Schwachstellen zu sein. Wie beeinflusst das eure Flexibilität im Draft? Welche Karte bevorzugt ihr mehr?

Tatsächlich hatten wir keinen strikten ersten Ban. Wir haben alle sieben Karten gespielt, tendierten aber zu Vertigo, wo wir eine 80%-Gewinnquote hatten. Der Verlust dieser Karte war unglücklich, aber wir passen uns an. Wir arbeiten immer noch an allen Karten, und Train sieht vielversprechend aus.

Kannst du mehr über Train erzählen? Viele Teams hatten in Katowice und BLAST Probleme damit, ohne dominante Leistungen. Glaubst du, die Karte ist bereit für den Wettbewerb?

Wie bei jeder neuen Karte, finden die Teams immer noch heraus, wie man sowohl die CT- als auch die T-Seiten am besten spielt. Katowice war das erste Turnier, bei dem Teams Strategien testeten, und jetzt lernen alle voneinander. Ich denke, Train ist gut positioniert. Die einzige Änderung, die ich vorschlagen würde, ist, eine Möglichkeit hinzuzufügen, den 6-Train von Ivy aus zu erreichen. Abgesehen davon glaube ich, dass sie bereit ist. Ich würde eigentlich Anpassungen an Anubis bevorzugen, da sie sich zu T-lastig anfühlt.

Was könnte helfen, Anubis auszubalancieren?

Es ist schwierig zu sagen. CTs haben Schwierigkeiten mit der Ressourcensicherung, und wenn sie ihre Nades früh verwenden, können die Ts problemlos ausführen. Die Winkel begünstigen auch die Ts, was es schwierig macht, dass CTs Positionen halten. Wenn ein Team die falsche Reaktion zeigt, kann es überrannt werden. Vielleicht würde es helfen, mehr Positionen für CTs hinzuzufügen, um die Kontrolle zu bestreiten.

Ihr habt das Jahr mit einem Sieg beim Frost and Fire Turnier begonnen. Auch wenn es kein großes Event war, hat es die Teammoral gesteigert?

Definitiv. Als wir dieses Team formierten, hatten wir das Ziel, uns für unser zweites Major zu qualifizieren, ohne Druck für das erste. Der Sieg bei Frost and Fire bewies, dass wir auf dem richtigen Weg sind und steigerte unser Vertrauen. Es ist wichtig, solche Turniere zu gewinnen, da sie bei Einladungen und Rankings helfen und es einfacher machen, in Tier-1-Events einzutreten.

Es gibt Diskussionen in der Community über das VRS, wobei Teams niedrigerer Tier Schwierigkeiten haben, Chancen zu bekommen. Stimmst du zu, dass das System Änderungen braucht?

Ich habe mich nicht tief damit beschäftigt, aber da wir Einladungen bekommen, betrifft es uns nicht sehr. Trotzdem denke ich, dass es offene Qualifikationen für Majors geben sollte. Darüber hinaus habe ich keine starke Meinung.

Euer Kader bietet ein starkes Trio - Sonic, jBa und Stanislaw. Was macht sie so effektiv zusammen?

Wir haben kein einzelnes "Herz und Seele" des Teams; jeder trägt auf einzigartige Weise bei. Aber dieses Trio hat sich erheblich verbessert, da sie talentiert, aber in ihrer Herangehensweise etwas veraltet waren. Meine Rolle, zusammen mit den schwedischen Spielern, war es, ihr Spiel zu modernisieren. Aran ist insbesondere jetzt unser Starspieler. Er hatte rohes Talent, aber es fehlte ihm an Bewusstsein für die aktuelle Meta. Sobald er anfing, Demos zu schauen und von anderen zu lernen, wurde sein Potenzial freigesetzt.

Als du mit den schwedischen Spielern zu Wildcard kamst, wie bist du von einem Mix aus Ideen zu einem zusammenhängenden Team übergegangen?

Von Anfang an strukturierte das Stanislaw und ich unseren Ansatz. Er kümmerte sich um die T-Seite, während ich mich auf die CT-Seite konzentrierte. Wir trafen uns vor dem Training, um unsere Strategien abzustimmen und führten nur vollständig geplante Sitzungen für das Team ein. Diese Methode half allen, schneller auf denselben Stand zu kommen. Jetzt ist das Team stärker in Diskussionen eingebunden, aber zu Beginn war klare Führung der Schlüssel.

Die Qualifikation für das Major war ein großer Schritt. Wie hat das das Team beeinflusst?

Es war riesig. Unser ursprüngliches Ziel war es, uns für das zweite Major zu qualifizieren, also war das Erreichen des ersten über den Erwartungen. Es bestätigte unsere Arbeit und steigerte unser Vertrauen.

Was sind deine Erwartungen für PGL Cluj-Napoca?

Unser Ziel ist es, die Playoffs zu erreichen. Sobald wir dort sind, kann alles passieren. Wir gehen Schritt für Schritt vor, beginnend mit unserem Match gegen MIBR.

Die Konkurrenz ist groß. Was wird euch einen Vorteil gegenüber anderen Teams verschaffen?

Die Top vier Teams — The Mongols, MOUZ, FaZe und ein weiteres — stechen heraus. Unter den restlichen zwölf ist jeder auf einem ähnlichen Niveau. Unser größter Vorteil ist Stanislaws Erfahrung als IGL. Das könnte der Schlüsselfaktor sein, um es in die Playoffs zu schaffen.

Was denkst du über euer Match gegen MIBR?

Es ist ein interessantes Matchup. Wir haben ähnliche Mappools, also werden beide Teams ihre starken Karten spielen. Es sollte ein großartiges Spiel mit hochklassigem CS werden.

Deine Trainerkarriere begann anders, ohne Hintergrund als Spieler. Wie bist du zum Coaching gekommen?

Es begann mit PRIDE, einem polnischen Team, das nach einem Analysten suchte. Sie rekrutierten aus unbekanntem Talent, und ich wurde aus zehn Kandidaten ausgewählt. Nachdem ich ihren Test bestanden hatte, wurde ich ihr Akademietrainer. So begann meine Trainerkarriere.

Hast du Skepsis von Spielern erfahren, da du kein Profispieler warst?

Nicht wirklich. Ich war leidenschaftlich über CS, aber als ich 19 war, überlegte ich noch zu spielen. Der CEO von Pride sagte mir, ich solle mich auf das Coaching konzentrieren, weil ich Potenzial hatte. Es gibt viele Trainer, die keine Profispieler waren — XTQZZZ von Vitality und sogar NAVI-Trainer im Jahr 2017 zum Beispiel. Es wird immer häufiger.

Glaubst du, dass dir das Fehlen eines Profispieler-Hintergrunds einen Vorteil verschafft?

In gewisser Weise ja. Viele ehemalige Spieler, die Trainer geworden sind, sehen das Spiel aus ihrer eigenen Perspektive und denken, „Ich hätte dies getan.“ Ich bin immer anders an das Coaching herangegangen, indem ich mich darauf konzentrierte, wie Spieler in Echtzeit denken und reagieren, anstatt nur Demos zu analysieren.

Du bist vom Analysten zum Cheftrainer aufgestiegen. Wie ist das passiert?

Ein pensionierter Spieler, Looz, sah Potenzial in mir und ermutigte mich, es mit Coaching zu versuchen. Damals wechselte ich vom Analysten zum Cheftrainer des Hauptteams.

Wie hast du deinen Coaching-Stil über die Jahre entwickelt?

Der Eintritt bei PACT war ein Wendepunkt. Ich arbeitete mit erfahrenen Spielern und erkannte, dass ich mehr Einsatz zeigen musste. Ich schaute acht Stunden am Tag Demos und arbeitete über zwölf Stunden, um mich zu verbessern. Diese Erfahrung prägte meine Coaching-Philosophie und half mir zu verstehen, wie ich meine Spieler fördern kann.

Der Wechsel zu Wildcard war ein großer Umbruch. Wie hast du dich von polnischen Kadern auf ein internationales Team eingestellt?

Der Wechsel zu Wildcard war ein bedeutender Umbruch für mich. In Polen war ich nie Teil der größten Organisationen und hatte nie die absolut besten Spieler in meinen Teams. Der beste Spieler, mit dem ich gespielt habe, war immer Sobol — er war unglaublich, und ich glaube wirklich, er verdient ein Top-Tier-Team. Aber abgesehen von ihm hatte ich nie Zugang zu den hochwertigsten polnischen Kadern wie denen von AGO oder Anonymo in ihrer Blütezeit. Die größte Veränderung für mich war die allgemeine Qualität meiner Teamkollegen. Zum ersten Mal fühlte ich, dass ich fünf starke Spieler um mich hatte, was ich vorher nie erlebt hatte.

In Polen hatten wir ein ernstes Problem mit Starspielern — wir hatten viele solide Anker, einige gute Entry-Fragger und viele talentierte Sniper, aber es fehlten uns echte Starspieler, diejenigen, die ein Spiel übernehmen können. Jetzt, in Wildcard, habe ich das Gefühl, dass ich zwei Spieler habe, die diese Rolle ausfüllen können — Sonic, offensichtlich, aber auch susp. Das macht es viel einfacher, eine strukturierte Meta aufzubauen und an Strategien zu arbeiten, weil sie Konzepte viel schneller verstehen, als es polnische Spieler typischerweise taten.