Danil «donk» Kryshkovets ist mit seinen 18 Jahren bereits die große Hoffnung der Szene und das wahre Gesicht von Team Spirit. Er hat LAN-Turniere gewonnen, Gegner auf Majors dominiert und ist nun als einer der Hauptstars der Saison nach Köln zurückgekehrt. In einem exklusiven Interview mit bo3.gg sprach Donk über das neue System bei Spirit, die Rolle der Motivation im E-Sport, warum er keine Angst hat, die Leidenschaft für das Spiel zu verlieren, und was er über Overpass, Anubis und die Rückkehr der Karte Train denkt.

Man könnte meinen, du bist erst 18 Jahre alt und hast in CS schon alles erreicht, wovon man nur träumen kann. Viele Profi-Spieler kommen nicht einmal annähernd an solche Ergebnisse heran. Bringt dir das Spiel immer noch Freude? Wie bewahrst du deine Motivation?

Nun, erstens denke ich, dass ich noch nicht alles erreicht habe. Es wurden nicht so viele Turniere gewonnen — ich glaube, acht oder neun. Das ist ein gutes Portfolio, aber ich will mehr und habe nicht vor, aufzuhören. Mindestens will ich den ESL Grand Slam und noch ein paar Majors gewinnen.

Ich weiß nicht, der bloße Fakt des Wettbewerbs. Wahrscheinlich gibt mir ein gewisser Wettkampfgeist die Motivation, Disziplin und den Wunsch zu trainieren. Ich möchte nicht ein Jahr erfolgreich sein und dann nichts mehr tun. Ich will meine Geschichte aufbauen — eine echte Karriere. Mir ist wichtig, dass es eine Art "Lore", einen Hintergrund gibt. Ich möchte keine kurze Karriere, sondern eine lange, stabile.

Glaubst du, dass du in 10–15 Jahren Trainer werden könntest? Wie nahe liegt dir das?

Ich denke, ich könnte Trainer werden, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das möchte. Vielleicht in einer Akademie — mit jungen Spielern arbeiten und ihnen helfen. Ich denke, mit 33 Jahren könnte ich vielleicht noch spielen, aber ich befürchte, dass ich dann zu faul sein werde, mich ernsthaft auf Turniere vorzubereiten. Alles hängt von der Einstellung ab.

Glaubst du, es könnte ein Moment kommen, in dem CS für dich nur noch Arbeit ist, ohne Freude, und diese verrückte Lust, 10 Faceits am Tag zu spielen, verschwindet?

Es ist ja trotzdem Arbeit. Es gibt Disziplin und Routine. Mit der Zeit wird es schwieriger, aber es hängt alles von der Herangehensweise ab. Wenn ich auch in 10 Jahren verstehe, dass ich es brauche und es positive Ergebnisse bringt — werde ich nicht aufhören. Natürlich wird es mit dem Alter mehr als Arbeit wahrgenommen. Im Prinzip ist es für mich jetzt schon 50 zu 50: Ich verstehe, dass es meine Arbeit ist, aber sie bringt mir Freude.

Lass uns über das System von Spirit sprechen. Wie fühlst du dich im Team ohne traditionelle Bootcamps? Die Community ist darüber etwas besorgt. Wie beeinflusst das die Atmosphäre und Vorbereitung auf Turniere? Würdest du gerne ein klassisches Bootcamp erleben, wie andere Teams es haben?

Wir hatten Bootcamps, nur jetzt gibt es keine. Und ich sehe darin nichts Schlechtes. Wir haben einen vollen Terminkalender, in dieser Saison werden wir kaum etwas verpassen, es sei denn, es gibt unvorhergesehene Ereignisse. Wir sind sowieso kaum zu Hause — warum brauchen wir dann noch ein Bootcamp?

Ich verstehe nicht, warum sich die Leute über das Fehlen eines Bootcamps beschweren. Als wir gewonnen haben, gab es keine Probleme. Sobald wir zu verlieren begannen, kamen sofort die Gespräche auf. Wir trainieren auch ohne Bootcamp mehr als viele auf den Bootcamps selbst. Wenn es ohne produktiver ist — wozu sind sie dann nötig? Es kann nur für Teambuilding nützlich sein, aber wir sind ohnehin ein starkes Team, wir sind schon lange zusammen und es gibt keine Probleme.

Ihr habt jetzt einen neuen Spieler im Team — Zweih. Wie ist die Atmosphäre im Team, gab es Konflikte? Wenn ja — wie habt ihr sie gelöst, mit Hilfe des Trainers, eines Psychologen?

Wir trainieren erst seit ein paar Wochen zusammen. Vor dem Turnier haben wir 11–12 Tage trainiert, jetzt hier in Köln — schon 8. In dieser Zeit gab es keine Konflikte. Ivan ist ein bescheidener Kerl, er nimmt alles auf, was ihm gesagt wird. Seine Aufgabe ist es jetzt, sich ins System einzufügen und Erfahrung zu sammeln. Es gibt keinen Grund für Streitigkeiten.

Wie bewertest du den Auftritt von Spirit in der Gruppenphase in Köln? Man konnte sehen, wie das Team im Laufe des Turniers "auf Touren kommt".

Gut. Angesichts der Tatsache, dass wir einen neuen Spieler haben und nur begrenzte Tage zur Vorbereitung, haben wir selbstbewusst gespielt. Wir haben nur eine Karte verloren. Das ist ein gutes Zeichen. Mir selbst hat gefallen, wie wir CS gespielt haben — als Team und diszipliniert.

Im Match gegen MOUZ war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zu Overpass. Wie gut seid ihr auf diese Karte vorbereitet? Seid ihr bereit, sie gegen Vitality zu picken?

Sie ist bei uns einfach besser als bei MOUZ. Ich weiß nicht, warum sie sie gelassen haben — wahrscheinlich dachten sie, dass wir nicht darauf vorbereitet sind. Aber 2022 haben wir in 3 Spielen nur 8 Runden abgegeben und konstant 10–11 in der CT-Seite geholt. Das war ein Fehler von ihrer Seite.

Wie findest du die Rückkehr von Overpass anstelle von Anubis? Was hältst du von der häufigen Rotation der Karten?

Für Faceit ist Anubis besser. Aber im Wettkampf gefällt mir Overpass wahrscheinlich besser. Er ist schwer, aber verständlich. Es gibt dort mehr taktischen Raum als auf Anubis, wo alles auf die gleichen Runden bei allen Teams hinausläuft — das ist langweilig.

Wenn man die Karten nach einem Major wechselt — ist das gut. Hauptsache, sie fügen ausgeglichene hinzu. Wenn die Karten "kaputt" sind — ist das toxisch.

Wie ist der Trainingsprozess bei Spirit aktuell organisiert? Gibt es physische Belastungen, einen Psychologen, Teambuilding? Wie stehst du dazu?

Normal. Das gibt es, nur in geringerem Maße. Im Moment konzentrieren wir uns darauf, Ivan so schnell wie möglich zu integrieren und unser Playbook zu perfektionieren. Es bleibt wenig Zeit, das Halbfinale steht bevor. Danach, denke ich, können wir auch etwas außerhalb des Servers hinzufügen.

Welche Ziele habt du und Spirit für die zweite Hälfte von 2025? Sieg beim Major, Vitality vom Thron stoßen?

Wir wollen so viele Turniere wie möglich gewinnen. Ein Major gewinnen, stabil spielen. Konkrete Ziele wie "Köln gewinnen" zu setzen — macht keinen Sinn. Wenn es nicht klappt, gibt es zu viel Negativität. Besser einfach bemühen und keine überhöhten Erwartungen haben.

Gegen wen würdest du im Halbfinale in Köln spielen wollen — gegen NAVI oder gegen MongolZ?

Gegen MongolZ. Ich denke, sie sind stärker. NAVI hat einen neuen Spieler, Rollenwechsel — für sie wird es schwer. Die Mongolen sind jetzt in besserer Form.

Und die letzte Frage. Hast du das neue CS2-Update ausprobiert? Wie findest du die Änderungen: Animationen, Train, das überarbeitete Inferno?

Ich verstehe nicht, warum Train noch mehr CT-lastig gemacht wurde. Sie ist ohnehin schon pro-Verteidigung, und jetzt — noch mehr. Overpass wurde ein wenig verändert — das ist in Ordnung. Insgesamt sind die Animationen schrecklich, kaputt. Es ist unangenehm zu spielen. Die Leute sterben hinter Wänden, Faceit hat den ganzen Tag nicht funktioniert. Das Update ist nicht fertig. Es ist zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen — wir müssen sehen, was als nächstes passiert. Aber insgesamt — nicht schlimm. Wir gewöhnen uns an alles.